Bee nice – Grüne Jugend interviewt Imker Viktor Schlosser aus Dinslaken

Nachdem die Grüne Jugend Dinslaken (GJD) städtischen Honig an die Dinslakener Tafel gespendet hat, informierte sie sich anschließend darüber, welche Arbeit hinter einem Honigglas steckt.

Fragen auf ihre Antworten erhielten die jungen Grünen bei einem Interview mit dem lokalen Imker Viktor Schlosser. Darin berichtet der Hobby-Imker über seine Arbeit mit Bienen und welche Bedeutung die Insekten für uns Menschen haben. Im folgenden stellen wir euch hiermit dieses Gespräch zur Verfügung.

Grüne Jugend: Seit fünf Jahren sind Sie als Imker tätig, richtig?

Viktor Schlosser: Ja das ist richtig. Ich imkere seit 2015, seit dem wir einen Garten haben. In meiner Familie ist es bereits schon zur Tradition geworden. Vor circa 70 Jahren fing mein Urgroßvater damit an. Mein Vater hat sogar eine Beute (Behausung eines Bienenvolkes), die schon über 100 Jahre alt ist.

Wünschen Sie sich von Ihren Kindern, dass sie diese „Familientradition“ weiterführen?

Ich bin quasi mit den Bienen aufgewachsen. Natürlich würde ich es mir wünschen, dass die Kinder die Imkerei fortführen. Interessanterweise hat sich das in der Familie so entwickelt, dass bei uns nur der männliche Part sich damit beschäftigt. Mein Urgroßvater, Großvater, Vater und nun ich. Bis jetzt habe ich nur eine Tochter :). Mal schauen, ob sie sich dafür interessieren wird.

Wo und wie groß ist das Sammelgebiet ihrer Bienen?

Meine elf Bienenstöcke stehen bei uns im Garten. Wobei der Flugradiusmeiner zehn Bienenvölker ungefähr zwei bis drei km ist. Für meinen frischen Frühtrachthonig, haben meine Bienen also vor allem den Nektar von den Obstbäumen bei mir und in der Nachbarschaft gesammelt.

Wie viel Honig produziert ein Bienenvölker von Ihnen?

Das ist schwierig zu sagen, da es davon abhängt wie stark das Bienenvolk ist. Im Schnitt würde sagen, dass ein einziges Bienenvolk 15 kg Honig pro Jahr erzeugt.

Was machen Sie mit dem Honig?

Größtenteils wird der Honig selbst gegessen. Doch auch an Verwandte, Nachbarn, sowie Stammkunden verkauft. Zusätzlich bieten wir den Honigüber unterschiedliche Internet Portale wie z.B. nebenan.de und nearbees.de an. Am einfachsten können die Käufer mich direkt unter dieser Mobilfunknummer kontaktieren: 0176/91312207.

Pflegen Sie Kontakt mit anderen Imkern oder Imkerinnen?

Ja, ich kenne weitere Hobbyimker. Es sind meistens Männer. Ihr Alter ist dabei sehr durchwachsen, zwischen 20 und 80 Jahren.

Haben Sie Tipps für NeuanfängerInnen in der Imkerei?

Einem Imkerverein beitreten. Dort erhält man viele Tipps von erfahrenen Imkern und hat einen Austausch mit anderen Imkern. Ein Verein bietet seinen Mitgliedern die Möglichkeit eine Imkerversicherung abzuschließen. Dies umfasst eine Haftpflicht- und Unfallversicherung. Idealerweise bietet sich auch an, einen Imkerkurs zu besuchen.

Werden Sie manchmal von ihren Bienen gestochen?

Ja, das bleibt nicht aus. Es passiert allerdings sehr selten, da meine Bienenvölker sehr friedlich sind.

Hat sich etwas durch die Betonierung im städtischen Raum verändert?

Für die Bienen wird es durch mehr betonierte Flächen, somit weniger Blütenvielfalt immer schwieriger an Nahrung zu kommen.

Ist Dinslaken bienenfreundlich?

Meiner Meinung nach ist Dinslaken noch bienenfreundlich. Allerdings wird es schwierig, wenn weiterhin so viele Neubauten entstehen und es daneben so wenige Neuanpflanzungen gibt.

Denken Sie, die konventionelle Agrarwirtschaft ist ein Grund für das Bienensterben?

Ja natürlich. Der Einsatz von biologischen Pflanzenschutzmitteln, sowie weniger Anbau von Monokulturen würde den Bienen helfen. Des Weiteren wäre es hilfreich, wenn Imker eine Benachrichtigung erhalten würden, bevor die Felder in der Umgebung gespritzt werden. Wenn es unvermeidbar ist, wäre es Ideal, wenn die Felder abends oder nachts gespritzt werden würden, damit die Bienen davon so wenig wie möglich mitbekommen.

Macht sich das Bienensterben bei Ihren Völkern bemerkbar?

Vorletztes Jahr sind 4 Bienenvölker gestorben. Aktuell habe ich also noch zehn Völker.

Albert Einstein sagte: „Wenn die Biene einmal von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben.“ Wie hängt das alles zusammen?

Oft werden die Bienen nur als Honiglieferanten gesehen. Doch die Hauptleistung der Bienen ist die Bestäubung der Wild- und Nutzpflanzen, denn ein Großteil der Pflanzen ist auf Fremdbestäubung angewiesen. Die Bienen leisten einen erheblichen Beitrag für den Ernteertrag vieler Obst-,Gemüse- und Ackerkulturen. Somit wird der Fruchtertrag fast um die Hälfte gesteigert und ist stets von besserer Qualität.

Wie können wir als dinslakener Bürger*innen die Bienen unterstützen?

Es können heimische Pflanzenmischungen in Kübeln, in Beeten oder in einer Ecke des Gartens gepflanzt werden. Dabei sollte allerdings auf chemische Mittel bei der Gartenpflege verzichtet werden.

Besonders an heißen Tagen freuen sich Bienen auch über eine Wassertränke. Dazu werden ein paar Steine in eine flache Schale legen und in regelmäßigen Abständen mit Wasser auffüllen. So können sich die Bienen auf den Steinen niederlassen und trinken. Da sich Imker um die Gesundheit und Erhalt von Honigbienen kümmern. Ist es wichtig, den Einkauf bei heimischen Imkern zu unterstützen.

Herr Schlosser, vielen Dank für Ihre interessanten Eindrücke. Die Grüne Jugend wünscht Ihnen und Ihren Bienen noch ein erfolgreiches Jahr.

Das Interview führte Maya Weyland.